Gestern dachte ich mir: Wieso gab es früher (vor 2016? 2015?) so wenige starke Bestrebungen, ein Fediverse in Form von Sozialen Netzwerken zu entwickeln?
Die häufig verwendeten Vergleiche Telefon- und E-Mail-Netz sind ja nicht die einzigen Beispiele dafür, dass es sinnvoll ist und funktioniert. In der Geschichte des Internetz waren schon fast von Anfang an fast alle und so gut wie alle weit verbreitet eingesetzten Protokolle dezentral aufgebaut.
Ich denke es liegt daran, dass es das Web schon gab und Menschen, die Dienste baueten, versucht haben, so wenig wie möglich neuzuerfinden. Es heißt ja in Sprichworten, das Rad neu zu erfinden sei Recourcenverschwendung und produziere neue Rad-Varianten mit neuen Nachteilen, die tendenziell überengineert sind. Und nicht nur Unix-Fans finden, dass Technologien simpel und modular aufgebaut sein sollten. Das Web ist schon dezentral. Und es gibt schon lange genug Technologien, mit denen die Funktionen der großen, beliebten Sozialen Netzwerke abgebildet werden können. Weblogs mit öffentlichen oder auf Mail basierenden Kommentaren, Pingbacks, Commented Re-Shares, … Und um den Content so wie er in App oder Webseite üblicherweise von Menschen abgerufen wird darstellen zu können braucht es auch heute nichts als einen Webserver, HTML und CSS.
Dass ein eigenes Protokoll dafür benötigt wird, um Plattformen zu bauen, die von Massen akzeptiert und zügig adaptiert werden, obwohl es seinerzeit Facebook, Twitter und Co. auch nicht brauchten; das ist eine Einsicht, die von der entwickelten Community erst mal breit angenommen werden musste.
Mit dem World Wide Web hat sich das Internet bzw. dessen Nutzung sehr weit verbreitet. Aber das liegt nur teilweise an den Möglichkeiten im und Fähigkeiten des Webs. Unkonventionelle, textbasierte Kommunikationsformen, auch mit großer Asynchronität zwischen Sender- und Empfängerzahlen, waren schon vorher die größte Stärke des Internets. Von daher finde ich es richtig, in Teilen gut vergleichbare Massenkommunikationsplattformen aus Vor-Web-Zeiten Fediverse zu nennen. (Zuerst stieß mir das ein wenig auf.) Das war ein guter Gedankenstarter.